Blog_7_Ärztin mit Patient Gespräch

Die überaktive Blase (OAB) und der damit oft verbundene Verlust der Blasenkontrolle ist für die Betroffenen eine grosse psychosoziale Herausforderung. Die PatientInnen verlieren die Fähigkeit, den Urin zu halten und die Blasenentleerung bewusst zu steuern. Bereits ab dem ersten Tröpfchen Urinverlust sprechen Mediziner von einer Inkontinenz. Allein in der Schweiz sind rund 500'000 Menschen aller Altersgruppen von einer Blasenschwäche betroffen1. Trotz umfassender Aufklärungsarbeit durch Selbsthilfegruppen mit grosser Öffentlichkeitswirksamkeit wird das Thema Inkontinenz leider noch zu oft tabuisiert. Dabei ist eine Blasenschwäche gut behandelbar und in vielen Fällen auch heilbar. Betroffene sollten offen und ohne Scham mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin über ihre Beschwerden sprechen und die guten Behandlungsoptionen nutzen. Der Urologe Prof. Dr. Klaus-Peter Jünemann schreibt: „Vor allem aber möchten wir eines: die Sprachlosigkeit aufheben und den Betroffenen Therapiemöglichkeiten aufzeigen. Harn- und Stuhlinkontinenz dürfen keine Tabuthemen sein2!“

Keine Angst vor heiklen Themen

Vielen Menschen fällt es schwer über das Thema Blasenschwäche zu reden. Sie kämpfen mit negativen Gefühlen wie Hilflosigkeit, Scham und Verzweiflung, fühlen sich psychisch belastet und sozial ausgegrenzt. Diese Gefühle, die mit einer Blasenschwäche verbunden sind, kennen ÄrztInnen bestens. Sie nehmen Ihre Beschwerden ernst und stellen Ihnen Therapien vor, durch die Sie Stück für Stück wieder Vertrauen in Ihren Körper gewinnen. Harninkontinenz darf kein Tabuthema sein – und schon gar nicht bei UrologInnen und GynäkologInnen, die tagtäglich mit dem Krankheitsbild zu tun haben3. Erschreckend ist, dass nur die Hälfte der betroffenen Menschen mit einem Lebensalter über 50 Jahren eine geeignete Therapie erhalten4. Die andere Hälfte leidet im Stillen und zieht sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Dabei gibt es gute Therapiemöglichkeiten und es besteht sogar die Chance auf vollständige Heilung. Das Arztgespräch ist dabei der erste Schritt zur Besserung Ihres Leidens.

Überaktive Blase - Diagnostik

Die Abklärung von Blasenbeschwerden setzt ein grosses Vertrauensverhältnis zwischen Arzt/Ärztin und PatientIn voraus. Für eine erfolgreiche Therapie ist es entscheidend, die Ursache der OAB genau zu kennen. Die verschiedenen Formen der Inkontinenz werden mit unterschiedlichen Therapieformen behandelt5. Folglich ist es unerlässlich, genau zu wissen, welche Art von Harninkontinenz bei einer Person vorliegt, um richtig reagieren und behandeln zu können. Je gründlicher die ersten Gespräche mit dem Arzt / der Ärztin verlaufen, desto genauer wird die Diagnose erstellt. Dies ist die Voraussetzung für eine zielführende Therapie. Bereiten Sie sich deshalb auf das erste Arztgespräch vor.

Bei welcher Symptomatik sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen?

Häufiges Wasserlassen oder ein paar Tropfen Urin im Slip – suchen Sie bereits bei ersten Anzeichen einen ärztlichen Rat auf. Gerade im Anfangsstadium lässt sich eine beginnende Inkontinenz gut behandeln.

 

Erste Anzeichen, die auf eine Blasenschwäche hindeuten:

  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen in der Harnröhre oder Harnblase
  • Veränderungen des Harnstrahls wie beispielsweise Unterbrechung oder Abschwächung
  • Verzögerter Beginn beim Wasserlassen (Anwartezeit)
  • Gefühl einer unvollständig entleerten Blase (so genanntes Resturin-Gefühl)
  • Fehlendes Gefühl bei der Harnblasenfüllung
  • Unkontrollierter Urinverlust beim Husten, Pressen, Niesen oder Anheben schwerer Gegenstände)6

Vorbereitung auf das Arztgespräch

Die Aufregung im Vorfeld, Scham und meist lange Wartezeiten vor dem Termin empfinden viele PatientInnen als sehr belastend. Wer aber gut vorbereitet in das Gespräch geht, kann die Zeit gut nutzen. Astellas gibt Ihnen Tipps für eine optimale Vorbereitung und mit welchen Fragen Sie sich im Vorfeld auseinandersetzen sollten. Es ist wichtig, dass Sie Ihr Befinden und gesundheitliche Bedenken in Worte fassen und am besten sogar aufschreiben. Je besser Ihr Arzt / Ihre Ärztin Ihre gesundheitlichen Probleme versteht, desto effektiver ist die Therapie. Die durchschnittliche Dauer einer Konsultation mit einem Arzt / einer Ärztin in der Schweiz beträgt ungefähr 15 Minuten7. Das ist nicht viel Zeit, wenn Patienten ein für sie belastendes Thema wie die überaktive Blase (OAB) ansprechen woollen.

Das muss der Arzt von Ihnen wissen

Zu Beginn des Gesprächs fragt der Arzt / die Ärztin nach Ihren Symptomen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre OAB-Symptome so genau wie möglich beschreiben. Drücken Sie sich deshalb klar und deutlich aus und überlegen Sie sich die Formulierungen schon zu Hause. Mit Hilfe von unserem Blasentest bereiten Sie sich ideal auf den ersten Arztbesuch vor. Beantworten Sie im Vorfeld auch Fragen zu Symptomen, Vorerkrankungen und Medikation. Nachfolgend finden Sie eine detaillierte Auflistung der Informationen, die Sie dem Arzt zur Verfügung stellen sollten. Sie tragen damit entscheidend dazu bei, dass der Arzt / die Ärztin Ihr Problem erkennt. Nur wenn Sie die Symptome genau benennen, kann der Arzt die korrekte Richtung für eine genaue Diagnose und Therapie einschlagen.

Was Sie bereits vor dem Arztbesuch klären sollten:

  • Stellen Sie am besten direkt bei der Terminvereinbarung folgende Fragen:
  • Muss ich mit nüchternem Magen kommen?
  • Welche Untersuchungen erwarten mich und wie muss ich mich darauf vorbereiten?
  • Gibt es sonst etwas, was ich beachten muss8?

Was Sie beim Arztbesuch mitbringen sollten:

Sie benötigen bei dem Termin Ihre Krankenkassenkarte, eventuell eine Überweisung und am besten den ausgefüllten Blasentest. Zudem sollten Sie alle weiteren hilfreiche Informationen zu Ihrem Termin mitnehmen oder von Ihrem Hausarzt weiterleiten lassen. Hierzu zählen

  • Alle Vorbefunde zu Vorerkrankungen
  • Aktuelle Krankenhausberichte
  • Operationsberichte
  • Röntgenbefunde (am besten auch die Aufnahmen auf CD)
  • Ultraschallbefunde
  • Laborbefunde
  • Arztberichte von Fachärzten
  • Aktuelle andere medizinische Behandlungen
  • Aktueller Medikationsplan (welche Medikamente, wie häufig und in welcher Dosierung)9

Was Sie vom Arzt wissen müssen

Hier finden Sie eine Auflistung von Fragen, die Ihr Arzt / Ihre Ärztin beantworten kann:

  • Sind meine Symptome auf OAB zurückzuführen oder gibt es eine andere Ursache?
  • Was kann ich selbst tun, um die OAB-Symptome zu lindern?
  • Was verursacht OAB?
  • Welche Therapie empfehlen Sie mir?
  • Können meine OAB-Symptome behandelt werden?
  • Welche Änderungen im Lebensstil sollte ich vornehmen?
  • Muss ich meine Ernährung umstellen?
  • Kann meine Erkrankung gebessert oder sogar geheilt werden?

Bei Unklarheiten immer nachfragen

Die Arztpraxen werden immer voller und die Zeit der ÄrztInnen für einen einzelnen Patienten immer knapper. Trauen Sie sich aber trotzdem all Ihre Fragen zu stellen, auch wenn es keinen freien Stuhl mehr im Wartezimmer gibt. Fragen Sie immer nach, wenn Ihnen während des Arztgesprächs etwas unklar ist. Für sehr aufgeregte und ältere Patienten empfiehlt sich zudem, eine Begleitperson des Vertrauens mitzunehmen. Vier Ohren hören grundsätzlich mehr als zwei. Im Idealfall fassen Sie die Diagnose und Medikation am Ende des Gesprächs noch einmal mit eigenen Worten kurz zusammen. So ist sichergestellt, dass Sie die Aussagen des Arztes / der Ärztin richtig verstanden haben10, 11.

Erfolgreiches Arztgespräch = erfolgreiche Behandlung

Der Arzt / die Ärztin kann nur helfen, wenn er / sie genau Ihre Beschwerden kennt. Deshalb ist die Vorbereitung auf das Arztgespräch der Schlüssel zum Behandlungserfolg. Nutzen Sie unsere Tipps und lassen, stellen Sie die Weichen für eine erfolgreiche Diagnostik und Behandlung. Stück für Stück werden Sie Ihre Lebensqualität zurückgewinnen.

 

Dieser Artikel basiert auf der Webseite der Schweizerischen Gesellschaft für Blasenschwäche www.inkontinex.ch.

Referenzen:

  1. Inkontinex—Schweizerische Gesellschaft für Blasenschwäche. (o. J.). inkontinex. Abgerufen von https://www.inkontinex.ch
  2. Die Blase nicht mehr kontrollieren können – Tabuthema Inkontinenz. (2015). Patientenzeitschrift „Am Puls der Medizin“. Abgerufen von https://www.hirslanden.ch/de/corporate/publications/patientenzeitschriftampulsdermedizin/die-blase-nicht-mehr-kontrollieren-koennen--tabuthema-inkontinen.html
  3. Leben mit Dranginkontinenz. (o. J.). Stiftung Gesundheitswissen. Abgerufen von https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/dranginkontinenz/leben-mit-dranginkontinenz
  4. Die Blase nicht mehr kontrollieren können – Tabuthema Inkontinenz. (2015). Patientenzeitschrift „Am Puls der Medizin“. Abgerufen von https://www.hirslanden.ch/de/corporate/publications/patientenzeitschriftampulsdermedizin/die-blase-nicht-mehr-kontrollieren-koennen--tabuthema-inkontinen.html
  5. Die Blase nicht mehr kontrollieren können – Tabuthema Inkontinenz. (2015). Patientenzeitschrift „Am Puls der Medizin“. Abgerufen von https://www.hirslanden.ch/de/corporate/publications/patientenzeitschriftampulsdermedizin/die-blase-nicht-mehr-kontrollieren-koennen--tabuthema-inkontinen.html
  6. Die Blase nicht mehr kontrollieren können – Tabuthema Inkontinenz. (2015). Patientenzeitschrift „Am Puls der Medizin“. Abgerufen von https://www.hirslanden.ch/de/corporate/publications/patientenzeitschriftampulsdermedizin/die-blase-nicht-mehr-kontrollieren-koennen--tabuthema-inkontinen.html
  7. 7 Dauer der Konsultationen: Schweizer Ärzte haben viel Zeit – zumindest relativ. (o. J.). Medinside. Abgerufen von https://www.medinside.ch/de/post/dauer-der-arztkonsultationen-schweizer-aerzte-haben-viel-zeit
  8. RECA Med. (o. J.). Der Arztbesuch: Informationen zu Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz.Abgerufen von https://www.recamed.de/hp614/Ihr-Arztbesuch.htm
  9. RECA Med. (o. J.). Der Arztbesuch: Informationen zu Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz.Abgerufen von https://www.recamed.de/hp614/Ihr-Arztbesuch.htm
  10. Tipps für das Arztgespräch | Patienten-Universität. (o. J.).Abgerufen von  https://www.patienten-universitaet.de/node/38#arzt
  11. Leben mit Dranginkontinenz. (o. J.). Stiftung Gesundheitswissen. Abgerufen von https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/dranginkontinenz/leben-mit-dranginkontinenz

 

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