Inkontinenz

Leben mit Inkontinenz - 5 hilfreiche Tipps

Blasenschwäche ist in der Schweiz ein Volksleiden, über das niemand gerne spricht. Rund 17 % aller Einwohner über 40 Jahren haben Probleme mit oder beim Wasserlassen1. Die Ursachen der Harninkontinenz sind vielfältig. Betroffene ziehen sich häufig aus Scham aus dem sozialen Leben zurück. Zudem trauen sie sich nicht, trotz umfassender Öffentlichkeitsarbeit das sensible Thema beim Arzt anzusprechen. Laut Experten ein grosser Fehler, denn die Therapiemöglichkeiten bei Blasenschwäche sind vielfältig. Leben mit Harninkontinenz bedeutet nicht, dass Sie sich mit Ihrem Schicksal abfinden müssen – ganz im Gegenteil! Werden Sie aktiv und nehmen Sie den Kampf gegen die Inkontinenz auf. Mit Geduld und den richtigen Massnahmen können Sie die Inkontinenz positiv beeinflussen. Nutzen Sie unsere Tipps und erleben Sie Ihren Alltag wieder unbeschwerter.

Was bedeutet Inkontinenz für die Betroffenen?

Eine Blasenschwäche ist geprägt durch häufiges Wasserlassen tagsüber oder einem überfallartigen Harndrang. Betroffene schaffen es kaum noch zur Toilette und viele leiden unter einem unterschiedlich stark ausgeprägten, unkontrolliertem Urinverlust. Mediziner sprechen auch von Harninkontinenz oder einer überaktiven Blase, dem sogenannten Overactive Bladder-Syndrom (OAB). Eine Inkontinenz ist nicht nur eine körperliche Beeinträchtigung. Patienten leiden unter psychischer Belastung bei der Erkrankung und ziehen sich häufig aus dem sozialen Leben zurück.

Bei der Harninkontinenz oder Blasenschwäche gibt es unterschiedliche Formen und Ausprägungen. Die grundsätzlichen Formen sind Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz und Mischinkontinenz. Es kommen jedoch noch weitere Formen der Inkontinenz vor. Dazu gehören die Überlauf-Inkontinenz, die Reizblase, auch hyperaktive Blase genannt, und die Reflex-Inkontinenz.

5 Tipps für den Umgang mit Inkontinenz

1. Tipp: Die Blase und den Beckenboden trainieren

Die Steuerung der Blase erfolgt über das vegetative Nervensystem. Der Beckenboden mit seinen Bändern und Muskelschichten stützt die Blase im Körperinneren. Beide Funktionen können Sie durch gezielte Übungen trainieren. Beim Blasentraining lernen Sie Ihre Blase bewusst zu steuern und sie langsam an höhere Füllmengen zu gewöhnen. Stück für Stück gewinnen Sie wieder die Kontrolle über Ihre Blasenfunktion zurück. Dabei ist wichtig, den Gang zur Toilette hinauszuzögern und die Blase beim Urinieren vollständig zu entleeren.2

Das Beckenbodentraining setzt auf einen Wechsel aus Anspannung und Entspannung des Beckenbodens. Ziel ist, die Muskulatur zu verbessern und die Durchblutung zu fördern. Kombinieren Sie Blasen- und Beckenbodentraining täglich über mindestens 3 Monate. Somit gewinnen Sie mehr Kontrolle über Ihre Blase zurück.3

2. Tipp: Auf die Ernährung achten

Getränke und Nahrungsmittel haben eine vielfältige Auswirkung auf die Blasenschwäche. Nehmen Sie dadurch gezielt Einfluss auf die Inkontinenz!

Verzicht auf stimulierende Getränke

Cola, Kaffee und manche Teesorten enthalten Koffein, das die Blase stimuliert. Nach dem Genuss dieser Getränke erhöht sich der Drang zum Wasserlassen. Auch Alkohol verfügt über einen harntreibenden Effekt. Versuchen Sie auf diese Getränke zu verzichten oder zumindest den Konsum einzuschränken.

Säurehaltige und scharfe Speisen meiden

Folgende Nahrungsmittel können die Symptome einer Harninkontinenz verschlimmern:

  • Chili, Meerrettich, scharfes Curry
  • Zitrusfrüchte und -säfte
  • Cranberrysaft
  • Kohlensäurehaltige Getränke

Ballaststoffreich ernähren

Bei einer Blasenschwäche ist es wichtig, dass die Verdauung gut funktioniert. Eine Verstopfung kann beispielsweise eine Harninkontinenz auslösen oder verschlechtern. Um Ihre Verdauung anzuregen, sollten Sie folgende Nahrungsmittel regelmässig in den Speiseplan aufnehmen:

  • Gemüse und Obst (ausser Zitrusfrüchten)
  • Vollkornprodukte
  • Hülsenfrüchte4

3. Tipp: Spezielle Hilfsmittel nutzen

Für Harninkontinenz gibt es spezielle Hilfsmittel wie Einlagen oder Inkontinenz-Slips. Sie bieten eine hohe Sicherheit, sind unsichtbar und neutralisieren Gerüche. Die Produkte sind durch ihre Materialbeschaffenheit in der Lage, grosse Mengen an Urin aufzunehmen und zu binden. Die Haut bleibt trocken und Hautproblemen wird vorgebeugt. Bis eine Therapie anschlägt, können Sie mit Hilfsmitteln weiterhin am sozialen Leben teilnehmen. Ihr Leiden wird von Personen im Umfeld nicht bemerkt und Sie können unbeschwert ins Restaurant, Kino oder Theater gehen.5

4. Tipp: Übergewicht abbauen

Jedes Kilo Übergewicht ist Ballast für Ihre Blase. Vor allem ältere Frauen mit mässig bis starkes Übergewicht leiden besonders häufig an Harninkontinenz. Wissenschaftliche Studien ergeben, dass eine Gewichtsreduktion einen bedeutenden Einfluss auf die Blasenschwäche hat.6 Eine Reduzierung des Gewichts um 16 % führte bei stark adipösen Patienten um eine Verbesserung der Inkontinenzproblematik von 60 %. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen der Inkontinenzart, der Höhe des Übergewichts und des Hüftumfangs. Bei allgemeinem Übergewicht leiden die Patienten vor allem unter Drang- oder Mischinkontinenz, bei einem erhöhten Hüftumfang eher an Belastungsinkontinenz.7,8

5. Tipp: Aktiv sein, aber auch Entspannungsphasen einlegen

Die allermeisten Betroffenen empfinden ihre Blasenschwäche als grosse Belastung. Gerade Menschen mit zusätzlichen Erkrankungen wie Rheuma und Diabetes fühlen sich dadurch noch kränker. Es ist ein verstecktes Leiden und die Patienten werden Tag und Nacht von der Inkontinenz beherrscht. Ständiger Begleiter ist die Angst, es nicht zur Toilette zu schaffen und Urin zu verlieren. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihr Problem aktiv angehen. Gezieltes Blasen- und Beckenbodentraining sowie eine gesunde Ernährung sind genauso wichtig wie regelmässige Bewegung an der frischen Luft. Sorgen Sie für leichte sportliche Betätigung und arbeiten Sie an Ihrer allgemeinen Fitness.9 Aber auch Entspannungsphasen sind wichtig. Ein ausgeglichener Lebensstil mit viel Schlaf sorgt für das innere Gleichgewicht. Nutzen Sie zudem auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Die Krankheit bestimmt dadurch nicht so sehr Ihr Leben und Sie geniessen vermehrt wieder den Alltag.10

Referenzen

  1. Inkontinex, Schweizerische Gesellschaft für Blasenschwäche, https://www.inkontinex.ch.
  2. Niederstadt C, Gaber E, Füsgen I. Harninkontinenz. Robert Koch-Institut 2007:29.
  3. Beckenbodentraining: Gruppentherapie statt Apps auf dem Handy. Deutsches Ärzteblatt 2020, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117093/Beckenbodentraining-Gruppentherapie-statt-Apps-auf-dem-Handy.
  4. Meyersick VK. Ernährung bei Blasenschwäche. iD Blog 2019, https://www.id-direct.com/blog/de/aendern-sie-ihre-ernaehrung-um-blasenschwaeche-zu-behandeln.
  5. Paul Hartmann AG, Aktiv leben mit Harninkontinenz—Praktische Tipps für mehr Lebensqualität:S33–37.
  6. Gewichtsreduktion bei Inkontinenz - weniger Ballast für die Blase. Seniorenheim-Magazin, https://seniorenheim-magazin.de/branchennews/gewichtsreduktion-bei-inkontinenz-weniger-ballast-fuer-die-blase.
  7. Subak LL, et al. Weight loss to treat urinary incontinence in overweight and obese women. N Eng J Med 2009;360(5):481–490, https://doi.org/10.1056/NEJMoa0806375.
  8. Subak LL, et al. Weight loss: A novel and effective treatment for urinary incontinence. J Urol 2005;174(1):190–195, https://doi.org/10.1097/01.ju.0000162056.30326.83.
  9. Tena, Blasenschwäche beim Sport: Wertvolle Tipps, https://www.tena.de/frauen/beratung-und-tipps/umgang-mit-blasenschwaeche/blasenschwaeche-beim-sport.
  10. Granufink, Blase entlasten mit progressiver Muskelentspannung, http://www.granufink.ch/ch-de/behandlung-und-tipps/Entspannungsuebungen/jacobsen.php.

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