Mit Empathie bis ganz an die Spitze
In Deutschland sind weniger als ein Drittel der Führungspositionen mit Frauen besetzt. In den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) steht es mit dem Anteil an Frauen sogar noch schlechter. Die Pharmabranche könnte da schon als vorbildlich gelten: Traditionell arbeiten in der Pharmaindustrie in Deutschland überdurchschnittlich viele Frauen und rund ein Drittel der deutschen Pharmafirmen werden von Frauen geleitet1.
Im Management Team bei Astellas liegt der Frauenanteil bei 50 Prozent. Zudem ist die Unternehmenskultur davon geprägt, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, wo alle Menschen ihre Potenziale ausschöpfen und wachsen können.
Die Menschen und der Umgang miteinander gehörten zu den entscheidenden Faktoren, warum sich Gudrun Maechler, Senior Director Medical bei Astellas, für das Unternehmen entschieden hat. Die Münchnerin war nach Abschluss ihres Medizinstudiums zunächst acht Jahre im Krankenhaus tätig, arbeitete mehrere Jahre im Ausland bevor sie zurück nach München ging und bei Astellas ihre neue berufliche Heimat gefunden hat. Der Weg dahin war nicht sehr einfach, bereits die Tatsache, dass sie als Frau Medizin studieren wollte, stieß auf Unverständnis. Im Gespräch mit Gudrun haben wir mehr darüber erfahren, welchen Stereotypen und Vorurteilen sie als Frau begegnet ist und wie sie trotz allem ihren Karriereweg bis heute gegangen ist – Senior Director Medical und Teil des Management-Teams bei Astellas.
Der MINT-Bereich gilt grundsätzlich als Männerdomäne, weil viele Frauen diesen beruflichen Weg vermeintlich eher scheuen und es ihnen nicht zugetraut wird. Empfindest du das rückblickend auch so?
Das kann ich auf jeden Fall so unterstreichen. Das ging bei mir leider schon in der Schule los. Als ich Mathematik und Physik als Leistungskurse wählen wollte, kamen gleich zwei Lehrer auf mich zu und redeten auf mich ein, ich solle mir das doch nochmal gut überlegen. Das wäre doch nichts für mich. Interessanterweise studieren zwar mehr Frauen als Männer Medizin, trotzdem musste ich mir auch im Medizinstudium ständig frauenfeindliche Sprüche anhören. Und später im Krankenhaus hatten die Chefs ständig Sorge, dass eine der Ärztinnen schwanger werden könnte. Viele Tätigkeiten wären aus Schutz des ungeborenen Kindes nicht mehr möglich gewesen. Entsprechend hätte ein Ausfall den ganzen Ablauf auf den Stationen massiv beeinträchtigt. Damals gab es sehr viele arbeitslose Ärzte – dadurch waren sich viele Vorgesetzte ihrer Macht umso mehr bewusst und haben einen starken Druck ausgeübt.
Wie kam der Wechsel vom Krankenhaus in die Pharmabranche?
Nachdem ich meine Facharztausbildung beendet hatte, war der Wunsch nach neuen Herausforderungen sehr groß. Ich wurde von einem Außendienstmitarbeiter eines Pharmaunternehmens angesprochen, ob ich es mir nicht vorstellen könnte, in der klinischen Forschung zu arbeiten. Das, was er mir beschrieben hat, machte mich neugierig und ich habe mich beworben. An der Entwicklung von neuen Medikamenten oder Impfstoffen mitzuarbeiten, hat mich sehr gereizt.
Was hat dich anschließend zu Astellas gebracht?
Nachdem ich viele Jahre im Ausland gearbeitet hatte, wollte ich wieder „nach Hause“. Da ich ursprünglich aus München komme, habe ich bewusst nach einer interessanten Stelle in München und Umgebung Ausschau gehalten. Eine Freundin machte mich auf eine Stelle bei Astellas aufmerksam. Ich erkundigte mich bei anderen Astellas-Mitarbeitenden aus meinem Bekanntenkreis, wie sie Astellas als Arbeitgeber so finden, um ein Gefühl für das Unternehmen zu bekommen. Mir war dabei vor allem wichtig zu erfahren, wie die Zusammenarbeit bei ihnen ist. Letztlich haben mich insbesondere die Vorstellungsgespräche und die Menschen, die ich dort getroffen habe, überzeugt. Ich schätze bei Astellas sehr den respektvollen Umgang miteinander. Gerade während der COVID-19-Pandemie hat sich das fürsorgliche Miteinander bei uns ganz stark gezeigt. Dass wir aufeinander aufpassen und uns gegenseitig unterstützen.
Was sind deiner Meinung nach Stärken, die du als Frau in einer Führungsposition mitbringst? Worauf bist du bei deiner Arbeit besonders stolz?
Ich zähle es zu einem meiner größten Erfolge, vielen Mitarbeitenden in der Pharmaindustrie bei ihrer persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung geholfen zu haben. Darauf bin ich sehr stolz. Von anderen höre ich oft, ich sei sehr empathisch. Vielleicht ist es eine typisch weiblich konnotierte Eigenschaft, dass mir meine Mitarbeitenden sehr am Herzen liegen. Ich finde ich es jedenfalls sehr wichtig, den Menschen hinter der Funktion zu sehen.
Welche Möglichkeiten und vielleicht auch Besonderheiten haben deiner Meinung nach Unternehmen, die von Frauen geleitet werden?
Wir Frauen sind nicht automatisch bessere Menschen. Ich selbst habe auch sehr schlechte Erfahrungen mit weiblichen Vorgesetzten gemacht. Es ist eher das allgemeine Mindset, was Unternehmen auszeichnet, indem gezeigt wird: Jeder und jede kann an diesem Arbeitsplatz die sogenannte gläserne Decke durchstoßen. Ich bin insgesamt ein großer Freund von Diversität, weil dadurch die Teamarbeit kreativer und facettenreicher wird. Das bezieht sich nicht nur auf männlich und weiblich, sondern generell auf alle Menschen.
Wie siehst du Astellas beim Thema Diversität und insbesondere Frauenförderung aufgestellt?
Uns als Astellas ist es wichtig einen Arbeitsplatz zu schaffen, an dem sich jede:r zugehörig fühlt und sein:ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Wir sind uns bewusst, dass wir als Unternehmen nur dann gut sein können und unserem Anspruch „Changing Tomorrow“ gerecht werden, wenn es unseren Mitarbeitenden gut geht. Dazu gehört eine kooperative und inklusive Arbeitskultur. Dieses Grundverständnis überträgt sich in alle Bereiche, letztlich also auch darauf, dass wir Frauen wie Männern die gleichen Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten bieten.
Referenzen:
1 Pharmaindustrie als attraktiver Arbeitgeber für Frauen: https://www.pharma-fakten.de/news/details/881-so-
weiblich-ist-die-pharmaindustrie/. Letzter Zugriff April 2024.